PRA – Progressive Retinal Atrophy
(fortschreitendes Absterben der Netzhaut)

Was ist PRA?
PRA ist eine erbliche Augenerkrankung/Netzhaut, gekennzeichnet durch langsam fortschreitenden Verlust der Sehkraft – besonders in der Dämmerung und Nachts. Möglicherweise folgt ein gänzlicher Verlust der Sehkraft.

Kann man PRA heilen?
Nein.

Kann mein Hund an PRA sterben?
Nein.

Wie wird PRA vererbt?
Der Verlauf ist einfach rezessiv. Zwei offensichtlich gesunde Hunde können Welpen bringen, die dann später PRA entwickeln. Das kann dann passieren, wenn beide Eltern Träger des PRA-Gens sind.

Kann jeder Hund PRA bekommen?
Ja. Da prinzipiell jeder Hund ein “PRA-Gen” tragen kann, können die Gene über viele Generationen weitervererbt werden. Einige Welpen werden PRA entwickeln, einige werden Träger werden und einige bleiben frei. Statistisch ist der Prozentsatz mit 25 – 50 – 25 anzunehmen.

Kann man feststellen, ob ein Hund an PRA erkrankt ist?
Ja. Tierärzte mit einer speziellen Ausbildung in Augenheilkunde können PRA-Veränderungen an der Netzhaut diagnostizieren – Träger ohne klinisch manifeste Veränderungen an der Netzhaut können derzeit noch nicht bestimmt werden. Ihr Tierarzt kann ihnen einen Augenspezialisten nennen.

Wie alt muss mein Hund sein, dass man ihn untersuchen lassen kann?
Für die Erstuntersuchung sollte der Hund 15 Monate alt sein.

Wie oft sollte man den Hund untersuchen lassen?
Die Untersuchung sollte einmal jährlich durchgeführt werden.

Was ist zu tun, wenn mein Hund PRA hat?
Leider nichts. “Blindheit trennt von den Dingen – aber Taubheit trennt von den Menschen”. Sollte ein an PRA erkrankter Hund erblinden, so kompensiert er seine fehlende Sehkraft durch seine anderen Sinne.

Wenn PRA diagnostiziert wird, ist das endgültig?
Ja. Natürlich kann man die Meinung eines zweiten Spezialisten einholen, um Gewissheit zu haben.

Ab welchem Alter entwickelt ein Hund PRA?
Der Krankheitsbeginn liegt im Alter zwischen 1 und 7 Jahren, meist im 3. oder 4. Lebensjahr. Die Erkrankung beginnt schleichend und kann in totaler Blindheit enden.

Hat der Hund Schmerzen, wenn er an PRA erkrankt ist?
Nein, außer es kommt zur Entwicklung eines grauen Stares als Folge der PRA mit Entzündungen der vorderen Augenabschnitte.

Was sollte man beachten, wenn man einen Welpen kaufen will?
Beide Eltern sollten einer Untersuchung auf erbliche Augenerkrankungen unterzogen worden sein. Die Untersuchung muss von einem Augenspezialisten durchgeführt worden sein. Die Untersuchung darf zum Zeitpunkt der Deckung nicht länger als ein Jahr zurückliegen. Die Eltern sollten keine Welpen gebracht haben, die an PRA erkrankt sind.

In dieser Grafik können sie sehen, wie PRA an die Nachkommen vererbt wird.

an PRA erkrankt

Träger des PRA Gens

Pra frei

Es wurde hier eine Graphik eines Lhasa Apsos zur Ansicht verwendet

Zuchtselektion in einfacher rezessiver Vererbung:

PRA wird autosomal rezessiv vererbt .

Rezessive Vererbung ( hier bzgl. der PRA) durch Trägertiere innerhalb eines Wurfes bedeutet:

1. Hunde, die von ihren Eltern ( beide sind Trägertiere mit je einem freien und einem PRA-Gen) zwei freie Gene ererbt haben.
Diese Tiere erkranken nicht und geben auch kein defektes Gen an ihre Nachkommen weiter, wenn mit ihnen gezüchtet wird.

2. Trägertiere, die von den Eltern ein PRA-Gen und ein freies Gen ererbt bekommen haben.
Diese Tiere erkranken nicht. Die tierärztliche Augenuntersuchung bringt ein PRA-freies Ergebnis, da sie Netzhaut sich als unauffällig zeigt.
Solche Trägertiere geben aber das PRA-Gen unerkannt an einen Teil ihrer Nachkommen weiter, wenn mit ihnen gezüchtet wird.

3. Merkmalträger, die von beiden Elterntieren jeweils ein PRA-Gen ererbt haben.
Diese Tiere können an PRA erkranken und erblinden.
Sie geben nur “defekte” Gene an alle ihre Nachkommen weiter.
Der Beginn der möglichen Erblindung ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich.
Lange bevor der Besitzer Sehstörungen bei seinem Hund beobachtet, kann die PRA vom erfahrenen Spezialisten im Zuge einer Augenuntersuchung diagnostiziert werden. Trotzdem können diese Tiere bis zur Feststellung der PRA-Diagnose unerkannt das PRA-auslösende Gen weitergeben, da die PRA meist erst im 4. oder 5. Lebensjahr an der Netzhaut Veränderungen zeigt ohne zunächst klinisch deutlich zu werden.

Im Moment gibt es nur für wenige Rassen Gen-Tests, die schon bei einem Welpen eine sichere PRA – Diagnose zulassen.

Bei den meisten Hunderassen lässt sich erst durch die eindeutige Netzhautdiagnose feststellen, ob mit Trägertieren oder mit Merkmalträgern gezüchtet wurde.
Seit vielen Jahren suchen weltweit molekular-genetische Forschungsgruppen nach den PRA-auslösenden Genen, um DNA-Tests für die einzelnen Hunderassen zu entwickeln.
Erschwerend ist die Tatsache, dass sowohl das “Defektgen” wie auch der Gen-Ort bei den verschiedenen Rassen unterschiedlich ist.

Man kann also die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung nicht komplett ausschließen, aber man kann helfen, die Frequenz nieder zu halten, indem man versucht, Träger des Gens von der Zucht auszuschließen.

Hier kann man wie folgt vorgehen:

1. Alle bekannten Träger, aber ohne Symptomatik, sollten in der Ahnentafel markiert werden. Diese Hunde haben wiederum Träger produziert oder sie haben zumindest einen Elternteil als Träger.
2. In der Ahnentafel, mit der gepaart werden soll, darf kein bekannter Träger in der ersten Generation vorkommen.
3. Es darf höchstens ein bekannter Träger in der zweiten Generation vorkommen. ( Großmutter, Großvater)
4. Höchstens zwei Träger in der dritten Generation.
5. Stufen 3 und 4 dürfen nicht kombiniert werden.

Wenn man diese Empfehlung einhält, ist das Risiko einer Vererbung weniger als 50 %.

Es liegt also in der Hand des Züchters, das Risiko einer Weitervererbung gering zu halten. Daher:

Setzen sie keine Hunde zur Zucht ein, die nicht innerhalb des letzten Jahres vor der Verpaarung von einem Augenfachtierarzt untersucht wurden!

Bei unseren vier tibetischen Rassen ist eine Untersuchung der zuchttauglichen Hunde jährlich vorgeschrieben, sodass eine Verpaarung von Hunden, die nicht auf erbliche Augenerkrankungen untersucht sind, ausgeschlossen ist.

Verfasser, Copyright: Sonja Winkelbauer

Ich danke Herrn Dr. Hubert Spadiut, intern. zugel. Untersucher für erbl. Augenerkrankungen, für die Durchsicht meines Artikels.